Mitteilung 07.08.2019

Piloteninterview – Ashley Fredricks flog als erste Frau den PC-24

Ashley Fredricks ist Chefpilotin bei Western Aircraft. Sie hat ihren Traum verwirklicht und ist Berufspilotin geworden. Sie ist auch die erste Frau, welche die PC-24 Single-Pilot Musterberechtigung erhalten hat. Ihre Geschichte ist eine Inspiration für alle jungen Frauen (und Männer), die eine Karriere in der Luftfahrt anstreben. Pilatus Business Aircraft Ltd

Ashley, wolltest du schon immer Pilotin werden?
Eigentlich nicht. Mit 18 Jahren im letzten High-School-Jahr kam mir dieser Gedanke. Niemand in meiner Familie fliegt und in meiner Heimat Salinas in Kalifornien waren die meisten in der Agrarwirtschaft tätig. Da ich schon immer Spass am Fliegen hatte, entschied ich mich, eine Karriere in der Luftfahrt zu versuchen.

Wo hast du dein Flugtraining gemacht?
Die Embry-Riddle Aeronautical University in Prescott, Arizona ist eine weltweit renommierte Schule für Berufe in der Luftfahrt. Ich habe mich daher für dieses College entschieden und habe dort meine Privatpilotenlizenz, meine Instrumentenflugberechtigung und die Berufspilotenlizenz erworben.

Welche anderen Luftfahrtberufe hast du noch ausgeübt? 
Mein Interesse galt nie dem Fliegen für eine grosse Fluggesellschaft. Nach meinem Abschluss an der Universität kehrte ich nach Salinas zurück, wo ich als Fluglehrerin arbeitete. Mein erster Job als Berufspilotin war in Boulder City, Nevada, wo ich Flugzeugtouren durch den Grand Canyon in einer de Havilland Twin Otter machte. Das war ein wirklich eindrückliches Flugzeug. Eine Weile war ich als Pilotin für eine Frachtfirma tätig, bevor ich nach Boise, Idaho, zog, wo ich einen PC-12 als Ambulanzflugzeug flog.

Wie bist du zu deinem Job bei Western Aircraft gekommen?
Wenn man in Boise einen PC-12 fliegt, kommt man nicht drum rum, mit Western Aircraft in Berührung zu kommen. Für mich war von Anfang an klar, dass Western mir sehr gute Karrieremöglichkeiten bieten kann. Die Art und Weise, wie das Unternehmen die Mitarbeitenden behandelt, habe ich bewundert. Nach einem Gespräch mit Pilot Scott Marshall war für mich klar, dass ich künftig den PC-12 in diesem Charterbetrieb fliegen wollte.

Was sind deine Aufgaben bei Western Aircraft?
Ich bin nun seit vier Jahren bei dieser Firma. Zuerst war ich nebst der Tätigkeit als Pilotin als Instruktorin tätig. Etwas später wurde ich zur stellvertretenden Chefpilotin, anschliessend zur stellvertretenden Operations-Managerin und letztlich zur Chefpilotin befördert. 

Wie ist es für dich als Frau in einem von Männern dominierten Beruf tätig zu sein?
Ich habe mich als Frau noch nie diskriminiert gefühlt oder hatte das Gefühl, eine Sonderbehandlung zu erhalten. Ich bin Mitglied der Frauenfliegergruppe «Ninety-Nines», die 1929 von Amelia Earhart gegründet wurde. Es ist eine grossartige Organisation mit dem Ziel, ein Netzwerk für Frauen in der Luftfahrt aufzubauen und Stipendienmöglichkeiten für die Luftfahrtausbildung anzubieten. So wollen wir die einzigartige Geschichte der Frauen in der Luftfahrt weiterführen. 

Wie war deine Trainingserfahrung mit dem PC-24?
Ich wusste nichts über den PC-24, bis ich bei Western Aircraft eingestellt wurde. Ich bin zudem auch das erste Mal mit einem Jet geflogen. Die guten Aus- und Weiterbildungen, die ich an der Universität sowie bei FlightSafety absolviert habe, waren der Schlüsselfaktor für den erfolgreichen Übergang vom Turboprop zum Super Versatile Jet. Die Beherrschung der Avionik vom PC-12 NG brachte mir während des Trainings einen Vorteil. Die höhere Geschwindigkeit des Jets erfordert ein vorausschauendes Denken. Im Moment habe ich etwa 100 Stunden Flugerfahrung mit dem PC-24 und es fühlt sich bereits total natürlich an, mit ihm zu fliegen.

Was gefällt dir am PC-24 am besten?
Schon beim Einsteigen freue ich mich immer sehr, mit dem PC-24 zu fliegen. Es ist ein wunderschönes Flugzeug und sieht wirklich fantastisch aus. Die Steigleistung zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Das Design des Flügels ist unglaublich – Steilkurven auf Fluglevel 450 von Hand zu fliegen ist in anderen Jets fast unmöglich, mit dem PC-24 geht das einfach und sicher.

Welches war dein bisher interessantester Flug mit einem PC-24?
Vor kurzem sind wir einen kleinen Flugplatz in Valemount in British Columbia angeflogen, der sich in einem von hohen Bergen umgebenen Tal befindet. Kein Turm, keine Tankstelle, 1200 Meter Start- und Landebahn – und wir mussten nicht einmal die gesamte Länge nutzen. Wir verliessen Valemount und flogen direkt nach San Jose in Kalifornien, eine Flugdistanz von über 1770 Kilometer. Es ist wirklich erstaunlich, wo dich dieses Flugzeug hinbringen kann. Tauchen wir mit dem PC-24 irgendwo auf, zieht er die Aufmerksamkeit auf sich. Viele Flugplätze, die wir aktuell anfliegen, sind sehr klein und die Leute sind sich nicht daran gewöhnt, Jets starten und landen zu sehen.

Was macht deinen Job so speziell?
Die Menschen. Unter den Mitarbeitenden und dem Managementteam von Western Aircraft herrscht ein enges Familiengefühl. Es ist schön, unsere Stammkunden und ihre Familien kennenzulernen. Spannend ist jetzt zu sehen, wie langjährige PC-12 Kunden auf den PC-24 reagieren.

Was machst du in deiner Freizeit?
Boise bietet viele Freizeitmöglichkeiten im Freien. Mein Mann und ich geniessen es, hier Radfahren, Wandern und Campen zu gehen. Er ist auch Pilot und flog 20 Jahre lang Helikopter in der US-Armee. 

Was möchtest du in zehn Jahren machen?
Es ist wirklich schwer, mir einen besseren Job vorzustellen, als ich ihn heute habe. Ich hoffe, dass ich immer noch in der gleichen Position sein werde und Western Aircraft helfen kann, die Flotte von PC-12 und PC-24 erfolgreich zu operieren. 

Gibt es eine spannende Geschichte, die dir noch in den Sinn kommt?
Die Leute sagen, dass ich viel jünger aussehe als ich eigentlich bin. So höre ich oft lustige Fragen von unseren Passagieren wie «Bist du alt genug, um dieses Ding zu fliegen?» oder «Wir sollten wahrscheinlich auf den Piloten warten». Ich habe ungefähr 150 Flugstunden mit Heckrad-Flugzeugen absolviert, hauptsächlich mit den Kunstflugzeugen Pitts Special und Christen Eagle und ich besuchte Sean Tucker's Kunstflugtrainingsschule. Ich habe nicht vor, Kunstflug im Wettkampf zu fliegen, aber die schnellen Manöver und das Flugtraining auf dem Kopf machen mich definitiv zu einer guten Pilotin im PC-12 und PC-24.

Vielen Dank für die interessanten Einblicke in dein Leben, Ashley und wir wünschen dir weiterhin many happy landings!

Pilotinnen in den USA
Für die meisten Menschen ist schon die Idee, selbst ein Flugzeug zu fliegen, ein ewiger Traum. In den Vereinigten Staaten verwirklichen sich deutlich mehr Menschen diesen Traum und besitzen einen Pilotenschein, als in jedem anderen Land der Welt. Allerdings ist nur 0.19 Prozent der gesamten US-Bevölkerung in der Lage, selbst ein Flugzeug zu steuern. Weibliche Piloten machen davon nur einen winzigen Teil aus: 7.3 Prozent aller amerikanischen Piloten sind Frauen.