Get1Jet – Ein neuer kommerzieller PC-12 Betreiber im Süden Frankreichs
Seit dem 1. März 2017 ist der kommerzielle Betrieb von einmotorigen Turbinenflugzeugen innerhalb Europas gestattet. Einer der ersten Betreiber, der das Potenzial für Charterflüge in Europa auf dem PC-12 erkannt hat, ist das noch junge Unternehmen Get1Jet in Südfrankreich. Seit November 2017 darf die Firma ihren neuen PC-12 NG gewerbsmässig einsetzen. Pilatus Flugzeugwerke AG
Vor der Gründung von Get1Jet war Jean-Baptiste Paris als Ingenieur bei einem Ölkonzern in Südfrankreich tätig. Im Rahmen seiner geschäftlichen Tätigkeiten musste er immer wieder erleben, wie ineffizient viele Reisen waren. «Um von Südfrankreich zu dezentralen europäischen Städten zu gelangen, waren wir lange unterwegs, die Flüge waren teuer und das Reisen mit mehrmaligem Umsteigen war umständlich.» Aus dieser Erkenntnis entstand die Idee, für Geschäftsleute in der Region, die einen gewissen Reisebedarf haben, aber zu wenig um ein eigenes Flugzeug zu rechtfertigen, einen Dienst anzubieten. Nach einer Marktstudie und Gesprächen mit lokalen Geschäftsleuten entschieden sich Jean-Baptiste und sein Vater Jean-François Paris das Abenteuer zu wagen und Get1Jet zu gründen.
Ein langer Weg bis zur Bewilligung
Um die Idee umzusetzen, wollte Get1Jet zuerst einen Jet anschaffen. Als sich aber im Frühling 2016 abzeichnete, dass die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) die kommerzielle Operation mit einmotorigen Flugzeugen bald zulassen würde, stiess der PC-12 NG plötzlich in den Vordergrund. «Dieses Flugzeug ist nicht nur sparsamer im Betrieb als ein Jet, sondern bietet einzigartige Möglichkeiten wie zum Beispiel kurze, unbefestigte Pisten anzufliegen», erklärte Jean-Baptiste damals. Nach etlichen Gesprächen mit der RUAG, dem zuständigen Autorisierten Pilatus Center für Frankreich, war die Entscheidung gefällt: Ein neuer PC-12 NG sollte in Le Castellet (LFMQ) die Operation aufnehmen.
Die Auslieferung des Flugzeuges erfolgte im Mai 2017. Bis zum Erhalt des AOC (Air Operator Certificate), der Bewilligung für die kommerzielle Operation durch die Behörden, sollte es aber noch weitere sechs Monate dauern. Es galt in dieser Zeit diverse Auflagen von der zuständigen Sektion der französischen Luftfahrtbehörde zu erfüllen. Da es für diese Sektion das erste Mal war, dass ein Betreiber eine kommerzielle Bewilligung für ein einmotoriges Flugzeug beantragte, musste der Gesetzestext erstmal interpretiert werden und es gab viele Fragen zu klären. Am 21. November 2017 war es dann soweit und Get1Jet durfte das AOC entgegennehmen. Für das junge Unternehmen ist dies eine grosse Leistung und wurde entsprechend in Le Castellet gefeiert.
In der Pole Position für den GP von Frankreich
Seither ist die kommerzielle Operation vielversprechend gestartet. Insbesondere kann Get1Jet mit Verbindungsflügen punkten: Gerade Flüge von grösseren Flugplätzen zu kleinen, zum Teil mit unbefestigten Pisten sind sehr gefragt. Ein Team von zurzeit sieben Angestellten kümmert sich um die Planung und Abwicklung der Flüge. Ein Hangar und zwei Büros stehen dem PC-12 Betreiber zur Verfügung.
Mit grosser Erwartung sieht Get1Jet einem bedeutenden Ereignis an ihrem Heimflugplatz diesen Sommer entgegen. Gleich neben dem Aéroport International du Castellet befindet sich die Motorsport-Rennstrecke «Paul Ricard». Auf dem 1970 fertiggestellten Rundkurs gastierte bis 1990 jährlich die Formel 1 zum Grossen Preis von Frankreich. Nach langer Abwesenheit kehrt die Formel 1 nun mindestens für die nächsten fünf Jahre nach Le Castellet zurück. Der diesjährige Grand Prix findet am 24. Juni 2018 statt und selbstverständlich will Get1Jet Teil davon sein und ihre Dienste für diesen Grossanlass anbieten.
Aufbau einer Pilatus Flotte
Für Get1Jet war es schon immer klar, dass man ein zweites Flugzeug benötigen würde, um eine kommerzielle Operation seriös zu betreiben. So konnte man sich mit der RUAG auch schnell auf die Auslieferung eines zweiten neuen PC-12 NG im Januar dieses Jahres einigen. Auch dieser hat ein Farbschema mit zwei Streifen auf weissem Grund, wobei das leuchtende Gelb die Sonne Südfrankreichs repräsentiert. Zudem ist das zweite Flugzeug ebenfalls mit dem «EU-OPS Commercial Operation Kit» ausgerüstet. Damit sind alle Optionen eingebaut, welche für den kommerziellen Betrieb in Europa erforderlich sind. Teil davon ist zum Beispiel ein neues System, das Passagiere im Notfall wie im Linienflugzeug mit herunterfallenden Sauerstoffmasken versorgt, denn im bisherigen Sauerstoffsystem des PC-12 befinden sich die Masken seitlich in den Verkleidungen.
Wenn Jean-Baptiste in die Zukunft blickt, ist für ihn klar, dass die aktuelle Pilatus Flotte eines Tages durch einen Jet mit grösserer Reichweite ergänzt werden muss. Ein passendes Modell hat er bereits im Kopf …