P-3 Flyers – Marco Guscio
Die P-3 Flyers sind ein ziviles Kunstflugteam, welches mit dem Pilatus P-3 Vorführungen in ganz Europa fliegt und den Namen Pilatus in die ganze Welt hinaus trägt. Seit der offiziellen Gründung 2002 ist Marco Guscio der Leader der Flugstaffel, die in Ambrì, Schweiz, ihre Homebase hat. Pilatus Flugzeugwerke AG
Marco, wie sind die P-3 Flyers entstanden?
Die P-3 Flyers gibt es dank der Verfügbarkeit der Flugzeuge auf dem zivilen Markt. Wir sind eine Gruppe von Freunden und kennen uns dank der Leidenschaft für das Fliegen schon sehr lange. Ich erinnere mich noch an die ersten Flüge Ende der 90er Jahre, als wir ohne grosse Flugerfahrung in Formationsflügen an den ersten Oldtimer Fliegertreffen teilnahmen. Eines unserer ersten Treffen war an den Walliser Flugtagen 1994 in Raron, Schweiz, wo am Abend die neuen Piloten «getauft» wurden.
Kannst du uns etwas über die Geschichte der P-3 Flyers erzählen?
Unseren ersten Pilatus P-3 haben wir 1992 gekauft, das Flugshow-Debüt war 1996 mit zwei Flugzeugen. Seit 2006 besteht unsere Staffel aus fünf P-3. Wir haben relativ schnell erkannt, dass wir unsere Aktivität professionalisieren müssen. So haben wir uns mit den Jahren stetig weiterentwickelt und wurden zudem durch militärische Piloten im Bereich von Formationsflügen geschult. Dafür absolvieren wir einen jährlichen Repetitionskurs der BAZL-Lizenz. Auf allen fünf Flugzeugen wurde 2007 ein Rauchsystem installiert, um unsere Auftritte noch spektakulärer zu gestalten.
Was macht die P-3 Flyers so speziell?
Wir sind die einzige zivile Staffel in der Schweiz und eine der wenigen in Europa, welche Auftritte mit Flugzeugen dieser Art demonstrieren. In der Regel werden solche Auftritte nur von professionellen oder militärischen Staffeln präsentiert.
Wolltest du schon immer Pilot werden?
Ja. Ich bin in Ambrì geboren, nahe der seit den 40er Jahren aktiven Militärbasis. Ich ging als Kind oft mit meiner Mutter an den Flugplatz spazieren. Damals flogen hier noch DH100 Vampire und DH112 Venom. Die Flugplatzregeln waren lockerer und die Dorfkinder konnten zwischen den stationierten Flugzeugen umhergehen und sich mit den Piloten und Mechanikern unterhalten. Die Leidenschaft für die Fliegerei begann bereits in meiner Kindheit. Meine Pilotenlizenz erhielt ich 1977, noch vor der Autoprüfung.
Wie erhält man die Gelegenheit, einen P-3 zu kaufen?
Glücklicherweise bietet die Schweizer Luftwaffe den interessierten Kreisen diejenigen Flugzeuge zum Kauf an, welche kurz vor Ausserdienststellung sind. So war es mit dem P-2, den wir einst besassen, mit den P-3 und auch mit den zwei PC-7, mit denen wir heute Passagierrundflüge anbieten. Jedes Flugzeug der P-3 Flyers gehört jeweils einem oder zwei unserer Mitglieder persönlich. Meinen P-3 habe ich 1995 ersteigert.
Was gefällt dir am P-3?
Man sieht direkt in die Avionic Bay rein. Da merkt man, mit welcher Sorgfalt der P-3 gebaut wurde. Unsere Flugzeuge sind bald 60 Jahre alt, aber man hat das Gefühl, dass sie erst gestern fertiggestellt wurden. Neben dem Fliegen führen wir die jährliche Wartung selbst durch. Jedes Teammitglied ist durch die BAZL-Lizenz dazu berechtigt, sein Flugzeug selbst zu warten. Eine Tätigkeit welche es uns erlaubt, das Flugzeug aus mechanischer Sicht näher kennenzulernen. Darüber hinaus bringt es jeden Piloten näher zu seinem Flugzeug. Dabei schätzt man die exzellente Qualität umso mehr.
Was macht das Flugzeug für einen Piloten speziell?
Der P-3 hat eine äusserst performante und feine Aerodynamik. Diese beiden Eigenschaften werden leider von einer limitierten Motorenleistung begleitet. Daraus folgt die Bewunderung für all jene, welche sich diese Eigenschaften zu Nutze machen und akrobatische Programme demonstrieren.
Aus wie vielen Mitgliedern besteht das Team?
Momentan besteht das Team aus sieben Piloten. Aktuell sind wir auf der Suche nach einem neuen Teammitglied, um unsere Aktivität im Falle von Abwesenheit der fünf Stammpiloten zu gewährleisten.
Wie oft im Jahr fliegt ihr an Shows?
Wir nehmen jährlich an ungefähr 15 Events teil, wobei wir fast alle Länder Europas besuchen. Die begrenzte Reichweite und der Fakt, dass wir auf Sicht fliegen, machen einige Reisen zu einem Abenteuer. So schafften wir zum Beispiel 2003 die Hinreise nach Duxford, England – in drei Etappen – in einem Tag. Beim Retourflug haben wir aufgrund von schlechtem Wetter und einer Zickzack-Tour quer durch Frankreich eine Woche gebraucht.
Was für Anlässe bleiben euch in Erinnerung?
Die Teilnahme an der Airshow in Duxford, England, ist für fast jeden Piloten von restaurierten Militärflugzeugen – sogenannte Warbirds – das Ziel, da an dieser Flugshow das Interesse an historischen Flugzeugen besonders gross ist. Die Teilnahme an der Air14 in Payerne und gerade kürzlich an der Sion Air Show 2017 waren einmalig. Und nicht zu vergessen natürlich die Einladung an den PC-24 Rollout am 1. August 2014. Die Möglichkeit an diesem Anlass mitfliegen zu dürfen, war für uns P-3 Flyers eine riesige Ehre.
Welche Pilatus Flugzeuge fliegst du neben dem P-3?
Ich bin mit dem P-2 geflogen, der im Besitz der P-3 Flyers war und vor einigen Jahren verkauft wurde. Mit unseren beiden PC-7 führe ich regelmässig Passagierflüge in den Alpen durch und bin zudem Instruktor auf diesem Typ. Eine Zeit lang habe ich Fallschirmspringer mit dem PC-6 transportiert. Mit dem PC-7 MkII bin ich ebenfalls schon geflogen.
War Fliegen schon immer ein Traum für dich?
Absolut! Das Fliegen im Tessin und in den Schweizer Alpen ist für mich gerade wegen der Schönheit der Landschaft wirklich sensationell. Das Gefühl der Unabhängigkeit und die Herausforderung der Schwerkraft faszinieren mich am Fliegen. Zudem zeigt einem das Fliegen, dass man nie ausgelernt hat.
Vielen Dank für deine Zeit, Marco. Wir wünschen dir und den P-3 Flyers noch viele lehrreiche Stunden und unzählige weitere Höhenflüge.