VOLDIRECT – Ein Pionier im Westen Frankreichs
Mit VOLDIRECT hat ein weiterer Betreiber in Europa die Zulassung erhalten, mit dem PC-12 kommerzielle Flüge nach Instrumentenflugregeln durchzuführen. Pilatus Flugzeugwerke AG
Geschäftsleute im zentralistisch organisierten Frankreich mussten bis anhin oft nach dem Motto «Alle Wege führen über Paris» ihre Flugreise organisieren. Dies gilt insbesondere für jene Passagiere, die in den peripheren Regionen der drittgrössten Wirtschaft Europas leben. Zwei Unternehmer aus der Bretagne, Frédéric Caussarieu und Jean Paul Legandre, haben das Problem erkannt, daraus ein Geschäftsmodell entwickelt und 2009 die Fluggesellschaft VOLDIRECT gegründet. Ihre Firma bietet heute mit zwei Flugzeugen Direktflüge vom Westen Frankreichs zu beliebigen Destinationen in Europa an. Das Flaggschiff in der Flotte ist der PC-12 NG mit dem Kennzeichen F-HOLI.
Positive Entwicklung für Europa
Die Möglichkeit, dank VOLDIRECT wertvolle Zeit zu sparen, war in einem ersten Schritt nur Mitarbeitenden von sieben Unternehmen aus der Region zugänglich. Im Dezember 2015 hat VOLDIRECT von der französischen Luftfahrtbehörde die Bewilligung erhalten, ihren PC-12 NG kommerziell zu betreiben. Das bedeutet, dass die Flugverbindungen heute unbeschränkt für jegliche Passagiere möglich sind. Wer möchte, kann ganz einfach gegen Bezahlung sich mit F-HOLI schnell und komfortabel durch Europa transportieren lassen.
Der Weg bis zur Freigabe durch die Behörde war steinig und mit sehr viel Aufwand verbunden. Denn im Gegensatz zum Rest der Welt – und obwohl es heute keine technisch plausiblen Gründe mehr dagegen gäbe – ist in Europa bis heute der kommerzielle Einsatz einmotoriger Flugzeuge in Wetterbedingungen, die das Fliegen nach Instrumenten erforderlich machen (IMC = Instrument Meteorological Conditions) nicht zulässig. Doch in der jüngsten Vergangenheit ist einiges in Bewegung geraten. Von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) wurde mittlerweile ein Vorschlag ausgearbeitet, wie kommerzielle Flüge unter IMC zugelassen werden können. Dieser muss nun noch von der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten gutgeheissen werden. Es wird damit gerechnet, dass dies im Laufe des nächsten Jahres geschieht.
Entwicklung eines neuen Passagier-Sauerstoffmaskensystems
Pioniere wie der finnische Betreiber Hendell Aviation (siehe Pilatus Post 03/2013) oder nun eben VOLDIRECT, die in ihren Ländern mit den nationalen Behörden eine Abweichung von der europäischen Vorschrift vereinbaren konnten, haben viel dazu beigetragen, diese Sache voranzubringen.
Pilatus hat VOLDIRECT dabei unterstützt, unter anderem mit der Entwicklung eines neuen Systems, das Passagiere im Notfall mit herunterfallenden Sauerstoffmasken versorgt. Im bisherigen Sauerstoffsystem des PC-12 befinden sich die Masken seitlich in den Verkleidungen. Dadurch unterlag VOLDIRECT bis anhin einer Einschränkung, was die kommerzielle Operation des PC-12 angeht: Statt der Freigabe bis zur Dienstgipfelhöhe auf 30 000 Fuss war nur eine maximale Höhe von 25 000 Fuss erlaubt. Um diese Höhenbeschränkung aufzuheben, forderte die französische Zulassungsbehörde, dass die Sauerstoffmasken – wie in Verkehrsflugzeugen heute üblich – im Notfall automatisch von oben direkt vor den Kopf des Passagiers fallen müssen.
Die neue Option kann heute ab Werk für Neuflugzeuge und zur Nachrüstung in älteren Flugzeugen bestellt werden und wurde durch Pilatus bisher in zwei Flugzeuge, u.a. in F-HOLI, eingebaut.
VOLDIRECT im Steigflug
Seit kurzem stehen also die Dienste von VOLDIRECT allen offen. Neben Verbindungen für Geschäftskunden unter der Woche wird F-HOLI oft auch an Wochenenden für private Reisen eingesetzt. Diese Kunden nutzen das Angebot, um direkt zu ihrer Freizeitdestination zu fliegen. VOLDIRECT ist damit für viele Unternehmen und Einwohner in der Bretagne zu einem geschätzten Partner geworden. Frédéric Caussarieu sagt, dass VOLDIRECT ursprünglich gegründet wurde, um von Rennes aus Kundschaft aus der Bretagne zu bedienen. Die Unternehmer sind quasi im Direktflug in einer Nische gelandet und wollen nun ihr Produkt, die kommerzielle Flugreise mit dem PC-12, dank der guten Nachfrage auch in weiteren Regionen anbieten.